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Es ist ein frischer Frühlingsmorgen im Odenwald, in den Klassenzimmern der Theodor-Heuss-Grundschule stehen die Türen offen, es weht ein Lüftchen und von draußen hört man spielende Kinder im Garten. So stellt man sich Schule auf dem Land vor. „Wir haben es wirklich schön hier.“ Mit diesen Wort begrüßte Rektorin Anne-Regina Hoppe jetzt den Weinheimer Oberbürgermeister Manuel Just, der ihr, den Lehrkräften und den rund 100 Schülerinnen und Schülern einen Besuch abstattete.

Aber die Idylle des Schullebens im östlichsten Weinheimer Ortsteil war nicht der eigentliche Grund der OB-Visite. Es war eher einer, der mit Technik und Innovation zu tun hat: Die Oberflockenbacher Grundschule ist seit Anfang des Monats nach ausgiebigen Vorarbeiten die letzte Schule in einem Ortsteil, die nunmehr komplett digitalisiert ist: Mit Netzanschluss, W-LAN, Präsentationsmöglichkeiten im Klassenzimmer und mit Endgeräten, ganz so wie es der Fahrplan des Amtes für Bildung und Sport von Schule zu Schule vorsieht.

Markus Zitron, Digitalisierungsbeauftragter im Amt für Bildung und Sport, hat die Ertüchtigung gemeinsam mit Zvonko Maric aus der Hochbauabteilung des Amtes für Immobilienwirtschaft betreut. Die Arbeiten verlaufen in jeder Schule ein bisschen anders; eine Blaupause gibt es nicht. In Oberflockenbach zum Beispiel liegen die Datenkabel in Schächten über Putz an der Unterseite der Decke und werden vom Flur in die Klassenzimmer verteilt. Über fünf Kilometer Kabel wurden verlegt. Sie führen nun über weitere Kabelschächte in die Zimmer und dort über eine Mediensäule zu einem großen Monitor, der über der klassischen Kreidetafel hängt. Diese übrigens sei in Grundschulen nach wie vor ein wichtiger Bestandteil im Unterricht – bei aller Digitalisierung, sagt auch Rektorin Hoppe.

Zitron und Maric machen keinen Hehl daraus, dass sie mit der Versorgung der Schule gerne schneller gewesen wären. Aber sie mussten – wie so viele Menschen in Oberflockenbach – auf den Abschluss der Fibernet-Glasfaserversorgung warten. Nun gehen die Kabel ins Gebäude, in dessen Innern die weitere Verteilung mit Kupferkabel fortgesetzt wird. Das reicht dicke. 100 Mbit Download-Rate steht zur Verfügung, bei Bedarf geht noch mehr. Außerdem stehen den ABC-Schützen 32 Tablets zur Verfügung, weitere sechs den Lehrkräften. Rund 50 000 Euro hat die Stadt für die Digitalisierung der Schule in die Hand genommen. Das wurde kommunal finanziert. Für die großen Innenstadtschulen, das Werner-Heisenberg-Gymnasium, die Dietrich-Bonhoeffer-Schule, die Pestalozzi-Schule und die Friedrich-Schule, setzt die Stadt Fördermittel aus dem Digitalpakt des Landes ein; das erfordert aber mehr bürokratischen Aufwand und mehr Zeit.

Anne-Regina Hoppe ist sichtlich glücklich über die digitale Aufwertung ihrer Schule, die nicht zuletzt das aus Coronagründen immer wieder geforderte Home-Schooling wesentlich erleichtert. „Eine Wahnsinns-Erleichterung“, sagt sie und stellt dem Schulträger ein gutes Zeugnis aus. Dass Digitalisierung aber nicht alles ist, mochte die erfahrene Pädagogin beim OB-Besuch allerdings auch betonen. „Mit Beginn der Pandemie haben wir hier auch erstmals eine Schulsozialarbeiterin bekommen, die eine sehr wertvolle Arbeit leistet“, betont sie. Früher, erinnert sie sich, dachte man, das sei für eine idyllische Ortsteilschule nicht nötig. „Heute sind wir sehr dankbar dafür“, sagt Rektorin Hoppe.

(Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 29. April 2021)