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Nico Gaber arbeitet als Sozialpädagoge beim Stadtjugendring Weinheim mit dem Schwerpunkt Offene Jugendarbeit im „CTTC – Carrillonian the teen club“ und ist auch in das Projektbüro für Beteiligung und politisch Bildungsarbeit eingebunden.  Er hat den Schwerpunkt der Wochen gegen Rassismus 2022 thematisch gesetzt. Sein Thema: Antiziganismus.Ein Interview.

Nico Gaber, Sie haben für die Wochen gegen Rassismus beim Stadtjugendring Weinheim den Schwerpunkt auf das Thema Antiziganismus gesetzt. Warum?
Schon in meiner Schulzeit in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Weinheim wurde ich auf das Thema aufmerksam. Damals hatte ich die Möglichkeit, das Dokumentationszentrum in Heidelberg und dort eine Führung zu besuchen. Mit den Jahren ist mein Interesse an Geschichte gewachsen. Dies hat später auch zu meiner Fortbildung mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und weiteren Partnern mit dem Schwerpunkt Antiziganismus geführt.

Das Thema bleibt im Kontext von Rassismus ansonsten eher im Hintergrund, warum?
Antiziganismus als Begriff ist in der Öffentlichkeit nach wie vor eher unbekannt. Beginnt man ein Gespräch mit dem Fachbegriff, so schaut man zunächst häufig in viele fragende Gesichter. Viele kennen allerdings die Vorurteile, Klischees oder Stereotype zu diesem Begriff. Aus diesem Grund ist es unerlässlich diese Thematik aufzugreifen, die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen und sie dafür zu sensibilisieren.

Welches Ziel verfolgen Sie jetzt mit der Betonung des Themas?
Wir möchten mit Sinti und Roma sprechen. Für uns ist es ein Verlassen der Komfortzone, für viele Betroffene ist es der Alltag. Dass und wie tief der Antiziganismus in unserer Gesellschaft verankert ist, zeigen nicht nur klischeebedingte Darstellungen in den Medien, sondern auch die Abneigung eines großen Teiles der Gesellschaft, Sinti und Roma als Nachbarn zu haben. Darüber wollen wir informieren.

Wie können Sie das Thema auf Weinheim anwenden?
Weinheim ist wie jede andere Stadt in Deutschland Teil der Geschichte dieses Landes. Auch hier wurde die Propaganda gegen Sinti und Roma betrieben und die Menschen haben Ablehnung erfahren. Ebenso ist Rassismus und dementsprechend auch der Antiziganismus, als eine Form davon, ein Aspekt, der unsere Stadt beschäftigt. Die jüngsten Geschehnisse und Umfragen zeigen, dass Vorurteile, Klischees und Stereotype stark in unserer Gesellschaft verwurzelt sind. Aus diesen Gründen machen wir als Stadtjugendring Weinheim auf das Thema Antiziganismus aufmerksam.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie dabei in die Zukunft?
In der Zukunft geht es darum, dass sich die Menschen in diesem Land endlich als eine große Gesellschaft sehen, die zusammenhält und niemanden ausstößt. Dieses Ziel erreichen wir allerdings nicht alleine, dafür benötigen wir jeden Einzelnen. Und da gehören auch junge Menschen mit dazu, also Menschen, die wir in unseren Jugendeinrichtungen erreichen oder auch durch die Projektarbeit.

Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 12. März 2022