Unter der Leitung der beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Stadtjugendrings, Sigi Groß für den Carrillonian Girls Club und Maria-Carmen Mesa-Canales für die West End Girls, treffen sich beim Stadtjugendring Weinheim e.V. regelmäßig junge Frauen an den beiden Standorten des Stadtjugendrings – dem Karrillon-Haus und dem MGH West – zu Gruppenangeboten oder auch – im MGH West – montags zum Mädchentag.
Mädchen beider Einrichtungen des Stadtjugendring Weinheim e.V. verarbeiten dabei eigene Erfahrungen mit alltäglichem Rassismus. Im Verlauf der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ wurden sie besonders kreativ. Im Carrillonian Girls Club beschäftigten sich die Jugendlichen – spätestens seit den rassistisch motivierten Morden in Hanau – wieder verstärkt mit dem Thema „Rassismus im Alltag“. Sie arbeiteten Fragen heraus wie diese: Wo begegnet er mir, was für Formen der Diskriminierung gibt es, wie kann ich mich verhalten, was kann ich dagegen tun?
„Viele Mädchen und junge Frauen sind sich bewusst, was gesellschaftliche Benachteiligung bedeutet, sie setzen sich quasi automatisch mit Ungleichbehandlungen, die sie als Frau erwarten, auseinander“, beschreiben Sigi Groß und Maria-Carmen Mesa-Canales. Besprochen wurden die ungleiche Verteilung von Arbeit in Familien, der unterschiedlichen Bezahlung im Beruf bis hin zu Erfahrungen mit Gewalt gegen Frauen.
Mädchen mit Migrationserfahrungen seien mehrfach von Diskriminierung betroffen, beschreiben die beiden Expertinnen.
„Du sprichst aber gut deutsch, für ´ne Türkin.“ „Woher kommst Du ursprünglich?“ „Du bist richtig hübsch – trotz Deiner Hautfarbe!“ Diese und weitere Aussagen, also Beispiele aus dem Alltag der Jugendlichen, wurden mit 20 Mädchen aus beiden
Einrichtungen kreativ umgesetzt, bis die Gruppenarbeit wegen der Corona-Krise beendet werden mussten.
Die Ergebnisse sind aber vorhanden und werden nun in die „Digitale“ Öffentlichkeit gebracht. Die West End Girls formulierten Sätze, die sie in stilisierte Umrisse von Mädchen geschrieben haben, der Carrillonian Girls Club bastelte Sprechblasen aus Spiegelfolie. Ursprünglich war geplant, beide Statements in einer Öffentlichkeitsaktion an der Litfaßsäule vor dem Adam-Karrillon-Haus auszuhängen. Sichtbar für alle. Zudem sollten Passantinnen und Passanten eingeladen werden, sich ebenfalls zu beteiligen. Sigi Groß und Maria-Carmen Mesa-Canales versprechen: „Sobald es wieder möglich ist, werden wir die geplanten Aktionen auch außerhalb der Wochen gegen Rassismus nachholen. Wir wollen junge Frauen und Mädchen darin zu bestärken, sich selbstbewusst und solidarisch gegen jegliche Formen von Diskriminierung zu stellen.“
(Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 26. März 2020)