„Ich bin anders.“ Mit diesem Satz begann Timo Sattler auf dem Weinheimer Marktplatz am Montagabend seine kurze Rede als einer der Akteure beim Bunten Schülerspaziergang durch Weinheim. Der Satz ließ aufhorchen. Dann löste der Jugendgemeinderat und Sprecher des Werner-Heisenberg-Gymnasiums die Spannung auf, erläuterte, wie belebend und anregend das Anderssein in einer Gesellschaft sein kann – und keinesfalls ein Grund für Rassismus oder Ausgrenzung. Die rund 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, überwiegend Schülerinnen und Schüler, nickten zustimmen.
Der Jugendgemeinderat, der den Spaziergang gemeinsam mit dem Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ jetzt zum fünften Mal seit 2015 veranstaltet hat, verteilte Armbänder mit der Aufschrift: „United in diversity“ – „Einig in Verschiedenheit“.
Das wurde – ohne Absprache – auch zum Motto der wieder eindrucksvollen Demonstration für eine Gesellschaft ohne Rassenhass und Diskriminierung, die traditionell am Mahnmal im Stadtgarten begann. Dort hatte sich das „Bunte Weinheim“ auch schon im Jahr 2015 jeden ersten Montag im Monat versammelt, um ein gesellschaftliches Zeichen gegen den drohenden NPD-Parteitag zu setzen.
Lisa Krebs begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch die Sprecher des Bunten Weinheim und Oberbürgermeister Manuel Just. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. An der „Reiterin“ am Anfang der Fußgängerzone begann Vincent Schult vom Privatgymnasium mit dem ersten politischen Statement; da war schon die Rede von der Vielfalt als humanistischem Gesellschaftsmodell. „Wir sind sich alle gleich unterschiedlich und unterschiedlich gleich“, formulierte er.
Noch konkreter wurde Elias Furlan Cano, der als Jugendgemeinderat und Vertreter der Dietrich-Bonhoeffer-Schule vor der St. Laurentiuskirche das Wort ergriff. Er sprach auch an, dass es Weinheimerinnen und Weinheimer gab, die in Person von Günter Deckert einen verurteilten Volksverhetzer in den Gemeinderat gewählt haben. Politiker wie er, aber auch Abgeordnete der AfD in anderen Parlamenten, so Furlan, „wollen den Rassismus vor unserer Haustür legitimieren“. Daher genüge es nicht, nur einmal im Jahr zu demonstrieren, man müsse sich mit täglichem Handeln gegen den Rassismus stellen, forderte er.
Im Schlosspark bedankte sich Weinheims Pressesprecher Roland Kern dann bei den Teilnehmern des Bunten Spaziergangs und grundsätzlich für das politische Engagement der jungen Generation in Weinheim. „Die Herausforderungen der Zukunft sind nur mit Euch zu meistern“, appellierte er und versprach: „Das Bunte Weinheim wird der Jugend immer wieder ein Podium bieten, denn Ihr habt den Mut und die Chance, die Welt zu verbessern, so lange es noch geht.“
Auf der Terrasse des Schlosses sorgten dann zunächst die The Paraberries und dann die Band Minnow für den musikalischen Abschluss. Kern erläuterte auch, dass Minnow, damals noch unter dem Namen „Disaffection“ schon beim ersten bunten Schülerspaziergang im Jahr 2015 die Musik zur Politik gemacht hat. Mittlerweile sind sie als Band in der ganzen Region bekannt – für das Bunte Weinheim ist ihnen ein Auftritt Ehrensache.
(Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 01.10.2019)