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Stolpersteine sind kleine Tafeln aus Messing, die circa die Größe 96mmx96mm aufweisen. Sie sind vor Häusern eingebaut, in denen Menschen gewohnt haben, die von Nationalsozialisten ermordet wurden. Die Stolpersteine sollen dafür sorgen, dass diese Menschen nicht vergessen werden.

Durchgeführt wird dieses Projekt von Gunter Demnig, seit 1992. Er fährt täglich durch ganz Deutschland und seine Nachbarländer, um Stolpersteine zu verlegen. Seine Motivation jeden Tag große Wege auf sich zu nehmen, ist der Dank der Angehörigen. Fast alle der Ermordeten haben kein Grab. Demnig sagt, dass seine Stolpersteine zwar kein Grab ersetzen können, jedoch als Ort der Erinnerung für Angehörige oft sehr wichtig ist. Gunter Demnig hat schon über 70.000 Steine in 24 Ländern Stolpersteine verlegt. Er hat somit das größte dezentrale Mahnmal der Welt ins Leben gerufen. In Weinheim und Lützelsachen wurden 2006-2016 45 Steine verlegt.

In Weinheim wurden nun Stolpersteine für drei Geschwister gelegt. Sabine Zöller, die Großnichte der drei Frauen, recherchierte über das Schicksal ihrer Großtanten, nachdem diese im Stammbaum nur mit einem Strich ohne weitere Daten versehen waren. Mithilfe von überlieferten Unterlagen und Gesprächen konnte sie das Familiengeheimnis lüften. Im Mühlweg 10 war der letzte gewählte Wohnsitz von Eva, Dorothea und Katharina. Geboren sind alle drei in Weinheim. Dorothea Zöller (geb. 27.03.1891) und Eva Zöller (geb. 05.05.1898) wurden beide am 15.10.1940 von der Kreispflegeanstalt Weinheim nach Grafeneck „verlegt“. Bereits am Tag der Ankunft wurden sie vergast.

Katharina Zöller (geb. 20.07.1896) blieb noch bis zur Auflösung der Kreispflegeanstalt vor Ort. Nach der Auflösung wurde sie zur Heilanstalt Geisingen „verlegt“. Ermordet wurde sie dort vermutlich durch Medikamentengabe oder Hungertot um den 15.11.1943.

Die drei Schwestern wurden im Sinne der Euthanasie, bzw. der T4-Aktion weggebracht und ermordet. Euthanasie ist das 1939 begonnene Mordprogramm zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Den Namen T4 trägt dieses Programm, da die Zentrale der „Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten“ in der Tiergartenstraße 4 in Berlin angesiedelt war.

Beitrag: Merlin Böhler