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Vorsichtig setzt der Schüler das Gerät auf, das ein bisschen an eine Taucherbrille erinnert. Er orientiert sich kurz, dann marschiert er los. Am Monitor hinter ihm verfolgen die Mitschüler im Klassenraum seinen Spaziergang – durch das ewige Eis der Antarktis, perfekt computeranimiert. „Das Ganze“, erklärt Klassenlehrer Fabian Bergwitz, „wäre zum Beispiel auch im Biologie-Unterricht nutzbar, wenn sich der Nutzer der Brille durch den menschlichen Körper bewegt“.

Der junge Pädagoge am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Weinheim ist ein Vertreter der jungen internetaffinen Lehrergeneration. So wie bei der Vorführung mit der Virtual Reality-Brille kann die Zukunft des Unterrichts aussehen. Die Schülerinnen und Schüler sitzen gebannt vor dem Bildschirm. „Ich habe“, berichtet Bergwitz, „selten so viel Begeisterung bei Schülern erlebt wie bei diesen neuen Möglichkeiten des Unterrichts“.

Die Digitalisierung an Weinheims Schulen ist im Vormarsch. Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule (DBS) als größte Bildungseinrichtung der Stadt hat jetzt gemeinsam mit dem Amt für Bildung und Sport einen Medienentwicklungsplan vorgelegt. Das rund 30-seitige Werk ist die wichtigste Bedingung dafür, dass Weinheim als Schulträger Fördermittel aus dem Landes-Digitalpakt abrufen kann. Zweite Voraussetzung ist eine technische Fachplanung für das Schulgebäude, die ebenfalls in Arbeit ist, wie jetzt Tim Scheil und Markus Zitron vom Amt für Bildung und Sport bestätigten.

Stadt und Schule stellten diesen Meilenstein jetzt der Presse vor. Der Medienentwicklungsplan der DBS ist der erste in Weinheim (und der 19. in ganz Baden-Württemberg), wohl auch der umfangreichste und schwierigste. Denn der Schulverbund weist ja vier verschiedene Schularten auf: Grundschule, Werkrealschule, Realschule und Gymnasium. Der Plan ist entsprechend das Gemeinschaftswerk einer Arbeitsgruppe aus allen Bereichen. Neben Fabian Bergwitz waren das Tobias Tempel, Tobias Rauch (und Sebastian Schneider. Natürlich steht auch Andrea Volz als Stellvertretende Schulleiterin des Schulverbunds, hinter dem digitalen Fortschritt.

„Die Pädagogen legen vor“, beschreibt Markus Zitron, der im Bildungsamt für die Digitalisierung der Weinheimer Schulen zuständig ist; seine Stelle wurde im vergangenen Jahr neu geschaffen. Praktisch: Zitron ist nicht nur IT-Experte sondern auch gelernter Erzieher; die Lehrerinnen und Lehrer sprechen mit ihm auf Augenhöhe. „Technik folgt der Pädagogik“, beschreibt er.

Aus Sicht des Schulträgers, erläuterte Zitron, sei es wichtig, die Digitalisierung an Schulen strategisch in verschiedenen Schritten anzugehen: Zunächst müsse eine leistungsfähige Breitband-Anbindung vorhanden sein, dann müsse die technische Umsetzung im Gebäude vervollständigt werden, dazu zählt auch ein wirklich belastbares W-LAN. Danach geht es an die Hardware für Präsentationen und die Teilhabe im Unterricht. Und schließlich um die ständige Unterstützung der Anwender, denn nicht jeder Schüler und erst recht nicht jeder Lehrer ist von Hause aus ein Computerfreak. Bei der Lehrer-Fortbildung sei übrigens die ortsansässige Hopp-Foundation ein klarer Standortvorteil, erklärten die Lehrkräfte, ebenso die Weinheimer Jugendmedien.

Insgesamt stehen aus dem Digitalpakt des Landes rund 1,7 Millionen Euro für Weinheim zur Verfügung, beschrieb Tim Scheil. Diese Summe sei ein sinnvoller Beitrag zu den Investitionen, die Weinheim auf dem Weg zur Digitalisierung der Schulen ohnehin investiere. Auch bislang habe Weinheim auf diesem Feld seine Hausaufgaben gemacht. Markus Zitron: „An manchen Schulen können wir beim Thema Digitalisierung einen Haken dranmachen.“

Pressemitteilung der Stadt Weinheim