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Gerade zu Weihnachten bestellen wir alle sehr viel, denn wir möchten Familie und Freunden mit Geschenken eine Freude machen – und wie geht das am einfachsten? Genau, per Online-Shopping. Das macht Spaß und ist bequem – aber es bringt auch ein paar Nachteile mit sich. Das große Angebot der vielen Online-Händler drückt die Preise im Internet, das beeinflusst vor allem die Löhne derer, die die Bestellungen bringen – die Paketdienste. Denn bei kostenlosem Versand kann nicht viel für sie herausspringen. Deshalb helfen sich die Zusteller selbst mit einem ganz speziellen Mitarbeitersystem…

Letzten Donnerstag brachte Jan Böhmermann im „Neo Magazin Royale“ einen Beitrag zum Thema Paketzusteller – sie stehen unter Druck, denn der Online-Handel boomt. Vor allem DHL bekam Kritik ab. Die Mitarbeiter von DHL müssten pro Tag rund 250 Pakete ausliefern und hätten damit für jedes Paket etwa drei Minuten Zeit. DHL arbeitet mit einem ganz bestimmten Mitarbeitersystem, das Böhmermann folgendermaßen erklärt:
„Es gibt Premiumzusteller, die bei der Post AG beschäftigt sind und die verdienen ganz gut und sind happy. Und dann gibt es noch Paketzusteller, die für die Tochtergesellschaft der Post, ‚DHL Delivery“ arbeiten. Die machen exakt den gleichen Job, im gleichen Outfit, bekommen aber viel weniger Geld.“

Die Post AG arbeitet außerdem mit Subunternehmern zusammen – also Menschen, die Aufträge von der Post AG bekommen (in dem Fall Pakete zustellen) und selbstständig entscheiden können, wie sie die Aufträge ausführen. Diese Subunternehmer haben keine DHL-Logos auf den Transportern. Für die Post AG hat die Zusammenarbeit mit Subunternehmern mehrere Vorteile: Sie stellen die Subunternehmer nicht als Mitarbeiter ein, sparen damit Versicherungskosten und sie müssen auch keine Fahrzeuge kaufen.

Das Ganze geht aber noch weiter: Die Subunternehmer übertragen ihre Arbeit oft an Subsubunternehmer, weil die noch günstiger arbeiten. Und die Subsubunternehmer übertragen die Arbeit wiederum weiter, nämlich auf Leiharbeiter. Das Gehalt der Leiharbeiter liegt dann bei 6,50€ pro Stunde. Manchmal ist es sogar noch weniger, nämlich nur 3 oder 4 €. Das ist weit unter dem Mindestlohn: der liegt aktuell bei 8,84€ pro Stunde.

Der Online-Handel ist außerdem ein großer Nachteil für lokale Läden, denn die meisten Menschen bestellen aus Bequemlichkeit lieber im Internet. Deshalb sind immer mehr Geschäfte gezwungen zu schließen. Darunter leiden vor allem die ländlichen Gebiete und Kleinstädte. In vielen Gegenden kommt man ohne Auto nicht weit, wenn man einkaufen will. Weinheim ist zum Glück noch etwas besser aufgestellt als viele vergleichbare Städte, auch dank der Initiative „Einkaufen in Weinheim“ (mehr unter www.einkaufen-in-weinheim.de).

Wer die Ausbeutung von Paketzustellern nicht unterstützen möchte und verhindern will, dass es bald keine Geschäfte mehr in der Umgebung gibt, sollte Alternativen zum Bestellen finden – hier ein paar Tipps, wie man Geschenke findet, ohne im Internet zu bestellen:

  1. Am naheliegendsten: Unterstützt lokale Läden! Schaut doch mal im kleinen Buchladen um die Ecke vorbei. Ihr werdet wahrscheinlich feststellen, dass es bei weniger Auswahl auch einfacher ist, sich für ein schönes Geschenk zu entscheiden.
  2. Bastelt Fotobücher, Kalender oder andere Fotogeschenke mit euren gemeinsamen Erinnerungen. Kauft Bügelfolie, die ihr mit Fotos bedrucken könnt und bügelt die Bilder auf ein Shirt oder einen Kissenbezug, oder fragt in einer Druckerei in der Nähe nach, ob sie das für euch machen können. Auf Pinterest findest du auch immer Inspiration für schöne Fotogeschenke.
  3. Ein bewährtes Geschenk sind Gutscheine für Essen, Schwimmbad, Wellness, ein gemeinsames Fotoshooting oder auch für Baumarkt oder das Möbelgeschäft. Es gibt immer einen Gutschein, der passt.
  4. Das schönste Geschenk ist gemeinsame Zeit: Lade den Beschenkten zu einem Konzert, Kino- oder Theaterbesuch oder zum Brunch ein.
  5. Im Elektrofachmarkt findest du Musikalben, Filme oder Serien. Das wird zu Zeiten von Netflix und Co oft vergessen, trotzdem gibt es Liebhaber und Sammler von CDs und DVDs oder auch Schallplatten.
  6. Ein schönes Geschenk ist auch eine Spende: wir kennen es alle – Papa hat eigentlich schon alles und jedes Jahr aufs Neue hat er keine Wünsche. Warum nicht einfach das Geld spenden, das man sonst für ein wahrscheinlich überflüssiges Geschenk ausgeben würde? Bei vielen Umwelt- oder sozialen Organisationen gibt es mittlerweile die Option, etwas zu spenden und im Gegenzug eine Urkunde oder Karte für den Beschenkten zu erhalten. Bei Oxfam kann man zum Beispiel bereits ab 10€ Hühner oder eine Ziege an Familien in Not spenden.

Nimm es in die Hand. Du kannst den Unterschied machen. YOUmatter – Du za(e)hlst.






Beitrag: Sarah Dernst